Autor:

Prof. Dr. Dipl.-Psych. Bernhard Kulzer
Psychologischer Psychotherapeut
Fachpsychologe Diabetes DDG
Diabetes Zentrum Mergentheim

Schwere Unterzuckerungen sind vermeidbar

Obwohl Unterzuckerungen oft unvermittelt auftreten, sind Sie diesen nicht hilflos ausgeliefert. Wahrscheinlich haben Sie bei der Auswertung der Ursachen Ihrer Hypoglykämien auch schon die Erfahrung gemacht, dass der eigentliche Grund der Unterzuckerung sehr oft in einem Behandlungsfehler zu suchen ist. Ein Fehler ist jedoch nur dann ein richtiger Fehler, wenn Sie diesen nicht analysieren und versuchen daraus Schlussfolgerungen zu ziehen, um den selben Fehler zukünftig zu vermeiden. Benutzen Sie daher jeden Unterzucker als Anlass, sich zu fragen, wie dieser zustande gekommen ist und wie Sie diesen Fehler das nächste Mal vermeiden können.

 

Dabei sollten Sie sich fragen:

  • Weiß ich genügend über die Wirkung meines Insulins und die verschiedenen Einflussfaktoren, die eine Unterzuckerung verursachen können (z.B. Sport, Alkohol, Ernährung, Hitze, Spritzfehler, Krankheiten)?
  • Habe ich "überehrgeizige" Therapieziele, die dazu führen, dass ich oft tiefe Blutzuckerwerte habe?
  • Verhalte ich mich in besonderen Risikosituationen für Unterzuckerungen (z.B. Autofahren, Sport) bzw. Situationen, in denen eine Unterzuckerung gefährlich werden könnte (z.B. Beruf, Freizeitsport) umsichtig genug?
  • Nehme ich mir vor Insulinkorrekturen genügend Zeit, um den aktuellen Blutzucker zu messen und wenigstens kurz die vorangegangenen Blutzuckerwerte zu analysieren?
  • Messe ich meine Blutzuckerwerte ausreichend oft, um mir ein Bild über den aktuellen Blutzuckerverlauf zu verschaffen?
  • Kenne ich meine körpereigenen Warnanzeichen für Unterzuckerungen gut genug?
  • Achte ich im Alltag genügend auf meine Warnanzeichen und erkenne sie rechtzeitig?
  • Habe ich immer ausreichend schnell resorbierbare Kohlenhydrate bei mir, um eine Unterzuckerung rasch behandeln zu können?
  • Reagiere ich richtig, wenn sich ein Unterzucker bei mir ankündigt?
  • Habe ich in meinem persönlichen Umfeld dafür gesorgt, dass mir Andere in einer möglichen Unterzuckerung angemessen helfen?

Mein Fazit: Da Unterzuckerungen zu sehr unangenehmen und mitunter gefährlichen Situationen führen können, sollten Sie alles tun, um möglichst gut mit dieser unangenehmen Nebenwirkung der Diabetesbehandlung umgehen zu können. Für Menschen mit häufigen schweren Unterzuckerungen, Problemen der Unterzuckerungswahrnehmung oder Ängsten vor Unterzuckerungen gibt es auch spezielle Schulungen (z.B. "Hypoglykämie-Wahrnehmungs-Schulung") oder problemspezifische Behandlungsgruppen (z.B. "Hypogklykämieangstgruppen"). Informieren Sie sich bei Ihrem behandelnden Arzt oder Diabetesteam, wo diese in Ihrer Umgebung angeboten werden.