Das passiert im Körper

Bei Menschen ohne Diabetes ist die Sache recht einfach. Fällt der Blutzucker unter einen Wert von 80 mg/dl, so wird die Insulinproduktion einfach gestoppt. Dies reicht in der Regel schon aus, um den Abfall des Blutzuckers aufzuhalten. Dieser einfache Mechanismus steht insulinpflichtigen Typ-1-Diabetikern jedoch nicht zur Verfügung, da das einmal gespritzte Insulin sich ja bereits im Körper befindet.

 

Daher versucht der Körper, sich durch die Ausschüttung von Hormonen wie Adrenalin, Glukagon oder Cortisol zu helfen: Man nennt diesen Vorgang auch hormonelle Gegenregulation. Damit wird die Freisetzung von Glukose aus der Leber erleichtert und die Wirkung des Insulins gehemmt. Normalerweise passiert dies bei Blutzuckerwerten zwischen 50 und 65 mg/dl. Allerdings verändert sich diese Schwelle mit Ihrer Blutzuckereinstellung. Haben Sie überwiegend hohe Blutzuckerwerte, verschiebt sich die Schwelle nach oben. Die Hormone werden schon bei höheren Blutzuckerwerten ausgeschüttet. Umgekehrt kann eine tiefe Blutzuckereinstellung dazuführen, dass die Schwellen abgesenkt werden.

 

Bedeutsam ist diese Hormonausschüttung vor allem deshalb, weil es durch diese (autonomen) Hormone zu typischen Warnanzeichen einer Unterzuckerung kommt. Das heißt, Sie spüren diese Reaktion des Körpers an Symptomen wie plötzliches Schwitzen, Zittern, Herzklopfen, ein Schwäche- oder Schwindelgefühl oder eine aufsteigende innere Unruhe. Diese zeigen Ihnen an, dass Sie einen gefährlich niedrigen Blutzuckerspiegel haben und jetzt sofort handeln sollten, indem Sie schnell wirksame Kohlenhydrate essen oder trinken. Dies können 4 bis 6 Täfelchen Traubenzucker (insgesamt ca. 20-30 Gramm), ein paar Gummibärchen, ein Glas (0,2 l) Fruchtsaft, zuckerhaltige Limonade oder normales Cola sein. Dadurch kommt es sehr rasch zu einer Erhöhung des tiefen Blutzuckerspiegels. Wichtig ist, dass Sie zur Behandlung des Unterzuckers keine Diätprodukte (z.B. Cola-Light oder Diätfruchtsaft) oder süße Nahrungsmittel mit einem hohen Fettanteil (z.B. Schokolade) verwenden, da diese Ihren Blutzucker entweder gar nicht oder nicht rasch genug erhöhen.

 

Neben diesen hormonellen Prozessen führt der zunehmende Mangel an Zucker im Gehirn zu Einbußen der Gehirntätigkeit. Dies können Sie daran erkennen, dass Sie plötzlich Konzentrationsprobleme haben, Sie müde werden, unsicher laufen oder Schwierigkeiten haben, richtig zu sehen. Aber auch plötzliche Stimmungs-schwankungen, welche von Teilnahmslosigkeit, Sturheit, übertriebene Lustigkeit bis hin zu aggressivem Verhalten reichen können, sind mögliche Folgen des zunehmenden "Treibstoffmangels" im Gehirn.

 

Diese sogenannten neuroglykopenischen Symptome treten in der Regel bei Blutzuckerwerten unter 50 mg/dl auf. Sinkt der Blutzucker noch weiter und nimmt damit einhergehend der Energiemangel des Gehirns weiter zu, so können sich diese Symptomen bis hin zur Desorientierung, Bewusstseinstrübung oder sogar zur Bewusstlosigkeit verschlimmern. In solch einem Fall sollten Angehörige oder helfende Dritte versuchen, den Bewusstlosen in die stabile Seitenlage zu bringen und darauf achten, dass die Zunge nicht in den Rachen rutscht. Als Soforthilfe hilft jetzt nur die Glukagonspritze, die auch Laien spritzen dürfen oder die Injektion von flüssigem Traubenzucker direkt in die Vene, was aber dem Notarzt vorbehalten sein sollte, da dies mit Risiken verbunden ist.

Hypo